Mit Spannung werden die Anmeldezahlen an der Ursulinen Realschule erwartet, die ab dem kommenden Schuljahr erstmals auch Jungen aufnimmt. Damit endet eine über 300-jährige Tradition reiner Mädchenbildung. Die Schulöffnung soll sinkenden Anmeldezahlen entgegenwirken und bringt neue Dynamik in Straubings Bildungslandschaft. Auswirkungen der Öffnung der bisher monoedukativen Schulen zu künftig Koedukativen Bildungseinrichtungen werden auch auf andere Schulen und die Schulwegkostenregelung in der Region erwartet.
Das Straubinger Tagblatt widemet dieser Situation einen Artikel in der heutigen Samstagsausgabe.
Anna Rieser vom Straubinger Tagblatt schreibt:
"Nächste Woche werden die Fünftklässler an den weiterführenden Schulen angemeldet. Nach der Öffnung der beiden Straubinger Realschulen werden die Karten neu gemischt
Nach der Öffnung der beiden Realschulen für das jeweils andere Geschlecht muss sich Straubings Schullandschaft heuer neu sortieren. Auswirkungen sind aber auch auf Schulen im Landkreis nicht ausgeschlossen. Mit großer Spannung werden deshalb die neuen Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr erwartet.
Bis jetzt werden Straubings Realschüler traditionell in zwei Schulen unterrichtet: die Buben in der Jakob-Sandtner-Realschule (JSR), die Mädchen bei den Ursulinen. Angesichts sinkender Anmeldezahlen wollte das die Sandtner-Realschule schon länger ändern. Vergangenes Jahr preschte dann die Grünen-Stadtratsfraktion vor und stellte einen Antrag: Die Realschule, die seit 70 Jahren ausschließlich Buben unterrichtete, sollte auch Mädchen aufnehmen dürfen.
Heuer Novum: Buben und Mädchen gemeinsam
Auch die übrigen Stadträte waren wohlgesonnen, dennoch gab es eine Auflage. Nur dann, wenn die Ursulinen-Schulstiftung grünes Licht für die Öffnung der Sandtner-Realschule geben würde, sollte der Antrag weiter verfolgt werden. Eine einseitige Öffnung wollte die Stadt nicht.
Die Ursulinen haben diesen Schritt dann tatsächlich gemacht. Mehr noch: Sie hatten nicht nur nichts gegen eine Öffnung der Sandtner-Realschule einzuwenden, sie gaben auch gleich noch bekannt, dass ihre eigene Realschule in Zukunft auch Jungen aufnimmt. Kurze Zeit später zog auch das Ursulinen-Gymnasium nach, und eine über 300 Jahre alte Tradition der reinen Mädchenbildung in Straubing endete. Somit können sich ab kommendem Herbst zum ersten Mal Buben und Mädchen gleichermaßen an allen weiterführenden Schulen in Straubing anmelden.
Auswirkung auf Gymnasien?
Bei JSR und Ursulinen haben die Änderungen für Aufbruchstimmung gesorgt, nun hoffen sie, dass ihre Entscheidungen richtig waren und die Anmeldezahlen nach oben gehen. Aber nicht nur sie, sondern auch die Wirtschaftsschule und die drei staatlichen Gymnasien warten gespannt auf die neuen Zahlen. Sie haben bisher indirekt von der Monoedukation an der Sandtner-Realschule und bei den Ursulinen profitiert.
Denn nicht wenige Eltern dürften bisher ihre Kinder bei ihnen (Gymnasien und Wirtschaftsschule - Anmerkung der Redaktion) angemeldet haben, obwohl sie eher zu einer Realschule tendiert hätten – wenn es denn eine gemischt unterrichtende in der Stadt gegeben hätte.
Auswirkungen hat das Revirement in Straubing auch auf Schulen außerhalb der Stadt, nämlich auf die Realschulen in Bogen und Aiterhofen, die sowohl Mädchen als auch Jungen unterrichten. Mehrere Dutzend Kinder und Jugendliche aus Straubing besuchen diese Schulen, die Stadt hat für sie bisher die Beförderungskosten übernommen.
Schulwegkostenfreiheit nicht mehr für alle
Diese Schüler konnten damit argumentieren, dass es in Straubing nur monoedukative Realschulen gibt, wer aber koedukativen Unterricht wollte, dem blieb nichts anderes übrig, als auf benachbarte Schulen auszuweichen. Insbesondere die Aiterhofener Realschule hat davon in den letzten Jahren profitiert: Auch sie war zunächst eine reine Mädchen-Schule und hat sich 2014 entschieden, Buben aufzunehmen. Seither gingen ihre Schülerzahlen nach oben.
Mit dem Ende der Monoedukation bei JSR und Ursulinen gibt es nun keinen Grund mehr, eine auswärtige Schule zu besuchen. Der Stadtrat hat deshalb heuer beschlossen, die Schulwegkosten nur noch für Bestandsschüler zu zahlen, aber nicht mehr für diejenigen, die sich für kommendes Schuljahr neu anmelden. Es gilt das Prinzip der nächst gelegenen Schule.
Umgekehrt gilt aber die Schulwegkostenfreiheit für Landkreisschüler zu den Ursulinen weiterhin – bis auf wenige Ausnahmen, etwa die Aiterhofener Schüler. Für die Ursulinen zählt immer noch ein Alleinstellungsmerkmal: das der konfessionellen privaten Schule.
Wie weit die genannten Umstände die Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen beeinflussen, lässt sich nicht vorhersagen. Dass sie aber bei den Überlegungen von Eltern und Kindern eine Rolle spielen, ist gewiss."
Text: Anna Rieser, Straubinger Tagblatt vom 03.05.2025
Bild: Ursulinen Schulstiftung
Ge 2025-05-03