„Normal kann jeder“. Unter diesem Motto wurden am letzten Schultag unsere diesjährigen Abschlussschülerinnen der sechs 10. Klassen verabschiedet. Normal war dieser Jahrgang aber nicht, denn trotz der vielen Coronaeinschränkungen haben nicht nur alle 124 Schülerinnen den Abschluss geschafft, es war sogar der beste Jahrgang aller Zeiten, bei dem 24 Mädchen einen Notendurchschnitt von unter 1,5 schafften, vier davon sogar die Traumnote 1,0.
Der Geschäftsführer der Ursulinen Schulstiftung Wolfgang Ernst gratulierte zu dieser außergewöhnlichen Leistung in einer außergewöhnlichen Situation.
"Weil nichts normal war, sind wir besonders stolz auf unsere Leistungen", sagte die Schülersprecherin.
Das Straubinger Tagblatt berichtete über diesen bisher besten Jahrgang der Ursulinen Realschule:
Mit viel Herzlichkeit wurden am Donnerstagvormittag 124 Schülerinnen an der Ursulinen Realschule verabschiedet. Um die Hygieneregeln einhalten zu können, wurde die Feier zweimal identisch für alle sechs Klassen abgehalten.
Konrektorin Karin Amann fand herzliche Worte für alle Gäste und teilte einige Erinnerungen mit den Schülerinnen. Getreu dem Abschlussmotto "Normal kann jeder" gab sie den Schülerinnen als Ratschlag mit auf den Lebensweg: "Wenn Euch jemand sagt, ihr seid nicht normal, dann seid ihr auf dem richtigen Weg."
Gratulation gab es von Geschäftsführer der Ursulinenschulstiftung Wolfgang Ernst, der betonte, wie bravourös alle Herausforderungen in dieser komplexen Pandemie-Zeit gemeistert wurden. Den religiösen Impuls gaben Pater Philipp Schmidbauer und Pfarrer Philip Theiß beim ökumenischen Wortgottesdienst. Sie blickten auf die verschiedenen Stürme des Lebens, die kommen können und immer wieder zu bestehen seien. Auch wenn das Lebensschiff ins Wanken gerät, ins Schlingern kommt, so gebe Gott Halt, Durchblick und Weitblick. Als Vertreterin der Eltern sprach Martina Dindass in ihrer Funktion als Erste Elternbeiratsvorsitzende, gratulierte und wünschte "Gott behüte euch".
Das Straubinger Tagblatt schreibt weiter:
Charlotte Mitchell und Miriam Gawloski hielten jeweils als Schülersprecherinnen einen Rückblick auf die sechsjährige Schulzeit an der Ursulinen Realschule, erwähnten auch, was alles "Fehlanzeige" oder "ausgefallen" ist durch die Pandemie. Desweiteren dankten sie Lehrkräften und Eltern und wünschten den Mitschülerinnen das Beste für die Zukunft. Mit kurzweiligen Beiträgen wie Tanz und Liedern/Instrumentalstücken wurde das Programm durch die CMC Lehrerband, aber auch durch verschiedene Schülerinnen mitgestaltet.
Schulleiterin Sr. Ursula Wagner zitierte die deutsche Schriftstellerin Hilde Dormin mit einem Satz, der eine der wichtigsten "Qualifikationen" für ein gelingendes Leben beschreibt: "Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten". Sr. Ursula nannte es Hoffnung und erinnerte an die Versuchungen müde zu werden durch alles, was das Leben in den letzten Monaten durch Corona "auf den Kopf gestellt hat".
"Euch, liebe Absolventinnen, danke ich heute besonders. Ich war beeindruckt, mit welcher Ruhe ihr mit den Schwierigkeiten, die sich aus der Pandemiesituation erheben haben, umgegangen seid. Ihr habt Euch nicht entmutigen lassen, sondern Euch gegenseitig unterstützt und die neue Situation bestmöglich gestaltet. Ja, ihr habt die Situation so gut gemeistert, dass ihr - was das Ergebnis der Abschlussprüfung betrifft - der beste Jahrgang dieser Schule seid. Herzlichen Glückwunsch!" betonte die Schulleiterin und verabschiedete die Absolventinnen mit Gottes Segen für den Lebensweg und einem herzlichen "Behüte Euch alle Gott".
Von den 124 Schülerinnen haben alle die Mittlere Reife geschafft. Die Traumnote 1,0 haben Lucia Bogner, Charlotte Zoe Mitchell, Nicole Fichtl und Sophia Wagner erreicht. 20 weitere Mädchen haben einen Notenschnitt von 1,45 und besser vor dem Komma: Selina Denk, Anna Christina Penzkofer, Julia Maria Heitzer, Elisabeth Theresa Biendl, Stefanie Frankl, Katharina Carsta Alt, Marlene Gabriele Regensburger, Sonja Konieczny, Carolina Angelika Listl, Alina Dietl, Luisa Maria Haider, Lena Maria Selmer, Tracy-Cheyenne Anna Walter, Julia Ahorner, Lena Ingrid Stubenhofer, Lisa Marie Nömeier, Sabrina Weiß, Tian Na Xu, Shkurte Avdyli und Franziska Kiermeier. Sie wurden mit Buchpreisen durch den Elternbeirat ausgezeichnet.
Melanie Rankl hofft auf weitere Gemeinschaft
Unter den 124 erfolgreichen Abschlussschülerinnen war auch Melanie Rankl. Stellvertretend für ihre Mitschülerinnen erzählte sie dem Straubinger Tagballt von ihren Erfahrungen mit der Ursulinen Realschule und ihren Wünschen für die Zukunft.
Ich habe hier an der Ursulinen Realschule meine Wunschschule absolviert. Von klein an war es mein großer Wunsch, hierher zu gehen“, gesteht die 17-jährige Melanie Rankl lachend. Es war eine sehr schöne Schulzeit mit tollen Lehrkräften und netten Mitschülerinnen. Im September beginnt Melanie eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau bei der Caritas Sozialstation und wird dann die Altenpflegeschule in Aiterhofen besuchen. „Heute hoffe ich, dass wir uns als Klassenkameradinnen nicht aus den Augen verlieren und die Gemeinschaft der letzten Jahre weitergeht, anders weitergeht, aber der Kontakt nicht abreißt.
Text/Fotos: Irmgard Hilmer, Bernhard Janker
Die Ansprache von Schulleiterin Sr. Ursula Wagner
Zum letzten Mal wandte sich Schulleiterin Sr. Ursula Wagner an die Abschlussschülerinnen der Ursulinen Realschule, denn sie übergibt am 1. August ihr Amt an Herrn Ludwig Erl.
"Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten" gab sie den Absolventinnen mit auf den Weg.
Sehr geehrte Eltern und Erziehungsberechtigte, verehrte Ehrengäste, liebe Kolleginnen und Kollegen und vor allem: liebe Absolventinnen!
Sechs Jahre Schulzeit an der Ursulinen-Realschule gehen heute für Euch zu Ende. Das ist etwa ein Drittel Eures Lebens, also eine beachtliche Zeit. Sechs Jahre seid ihr täglich in dieses Haus gekommen, seid ihr euren Mitschülerinnen und Lehrkräften begegnet, habt miteinander Freude und Leid erlebt. Natürlich stellt sich an einem Tag wie heute auch die Frage, was davon für Euer Leben bleibt.
Gut, ihr kennt nun alle den Satz des Pythagoras, könnt eine Parabelgleichung aufstellen, erkennt (hoffentlich) den Unterschied zwischen einem Kommentar und einer Glosse und seid in der Lage, Euch in Englisch zu verständigen. Das ist nicht wenig. Aber reicht das, um im Leben bestehen zu können?
Hilde Domin - eine deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin - hat eine der wichtigsten "Qualifikationen" für ein gelingendes Leben in folgenden Satz gepackt:
Nicht müde werden
Nicht müde werden,
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
Was Domin hier in wunderbarer Sprache umschreibt ist "Hoffnung".
Nicht müde werden,
sondern dem Wunder
leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
"Nicht müde werden" - in den letzten Wochen und Monaten waren wir alle versucht, müde zu werden: Schule und Unterricht, ja, das ganze Leben war durch Corona auf den Kopf gestellt. Euch hat es besonders hart getroffen. Keine Abschlussfahrt, keine Tage der Orientierung, Prüfungsvorbereitung mit Abstand und Maske. Aber ihr habt durchgehalten. Ihr habt - und das ist jetzt keine billige Floskel "das Beste daraus gemacht". Ihr habt nicht gejammert - zumindest nicht sehr laut, sondern die Realität angenommen so wie sie ist. Ich meine, dass das eine hohe Lebenskunst ist: die Wirklichkeit anzuerkennen und das Beste daraus zu machen. Natürlich hätten wir uns alle die letzten Monate anders gewünscht. Aber Leben verläuft nicht immer nach unseren Wünschen.
"Dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten" - Das ist doch ein wunderbares Bild für Leben und alles, was dazu gehört. Wie oft haben wir alle hier schon erlebt, dass sich aus zarten Anfängen große Dinge entwickelt haben. Wie oft habt ihr schon einer Mitschülerin leise die Hand hingehalten: ihr zugehört bei persönlichen Problemen, ihr geholfen, eine Aufgabe zu verstehen, mit ihr gelacht - und vielleicht auch geweint. Wieviel Leben habt ihr dadurch geschenkt und auch selbst geschenkt bekommen.
Ja, vieles was wir als so selbstverständlich in unserem Leben ansehen, ist eigentlich ein Wunder: dass wir jeden Tag aufstehen können, dass wir Menschen um uns haben, die uns bedingungslos annehmen, auch mit unseren schwachen Seiten, die wir ja alle haben. Dass wir uns freuen, wenn die Sonne scheint, ….
Wir wissen alle, dass Vögel scheue Tiere sind und dass es Zeit braucht, bis sie sich einer Hand annähern. Auch Geduld ist eine wichtige Lebenstugend. Wir alle haben unsere Erfahrungen mit Geduld: Sie, verehrte Eltern, wissen, wieviel Geduld die Erziehung Ihrer Töchter erfordert. Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, erfahren jeden Tag neu, dass Geduld ein wichtiger Baustein für jeden Unterricht ist. Und auch ihr, liebe Absolventinnen, braucht viel Geduld: mit Euren Eltern und Lehrkräften, aber noch mehr mit Euch selbst. Nur selten gelingen Dinge auf Anhieb, oft braucht es viel Beharrlichkeit und gute Nerven - also Geduld - bis sich Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln.
"Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten."
Der heutige Tag ist auch ein Tag, um Danke zu sagen. Ihnen, sehr verehrte Eltern, dass Sie uns Ihre Tochter anvertraut haben und wir so die Chance bekamen, ihr - um im Bild von Hilde Domin zu bleiben - leise die Hand hinzuhalten und mit ihr zu wachsen.
Ihnen, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Sie nicht müde werden, jeden Tag neu das Gute in den Ihnen anvertrauten Menschen zu sehen, sie ermutigen und ihnen helfen, ihre Talente und Fähigkeiten zu entwickeln. Ihnen, sehr verehrter Herr Ernst als Vertreter der Ursulinen-Schulstiftung, die Sie uns immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind.
Euch, liebe Absolventinnen, danke ich heute besonders. Ich war beeindruckt, mit welcher Ruhe ihr mit den Schwierigkeiten, die sich aus der Pandemiesituation erheben haben, umgegangen seid. Ihr habt Euch nicht entmutigen lassen, sondern Euch gegenseitig unterstützt und die neue Situation bestmöglich gestaltet. Ja, ihr habt die Situation so gut gemeistert, dass ihr - was das Ergebnis der Abschlussprüfung betrifft - der beste Jahrgang dieser Schule seid. Herzlichen Glückwunsch!
Liebe Schülerinnen, in wenigen Minuten darf ich Euch das Zeugnis der Mittleren Reife übergeben. Ich tue das mit Stolz. Stolz, weil ich erleben durfte, wie Euch die Zeit an unserer Realschule wachsen und reifen hat lassen, stolz weil ihr alle es durch die Prüfung geschafft habt, stolz, weil ich gesehen habe, mit welchem Einsatz Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Schülerinnen unterrichtet, geformt und gefördert haben. Vieles davon war nicht selbstverständlich.
Die Übergabe der Zeugnisse ist eine meiner letzten Aufgaben als Leiterin dieser Schule. Auch wenn ich auch persönlich froh bin, dass die anstrengenden letzten Wochen vorbei sind, bedeutet diese Feier heute auch für mich Veränderung. So bleibt nicht nur Euch, sondern auch mir wieder neu als Aufforderung:
"Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten."
Euch allen wünsche ich Gottes Segen für Euren Lebensweg: Behüte Euch alle Gott.
Fotos: Bernhard Janker
2021-07-30