Erklären ist das, was Ralph Caspers perfekt beherrscht. Schließlich ist es auch sein Beruf und den übt er mit Leidenschaft aus. Bekannt ist der 1972 auf Borneo geborene Autor, Drehbuchautor und Schauspieler aber vor allem als Fernsehmoderator geworden. Jedes Kind – und auch viele Erwachsene – kennen Caspers als Moderator der Lach- und Sachgeschichten in „Die Sendung mit der Maus“. Außerdem ist er auch der Moderator und Drehbuchautor der Kindersendung „Wissen macht Ah!“
Bei all diesen Sendungen geht es darum, Dinge so zu erklären, dass es auch Kinder ohne irgendein Vorwissen verstehen. Die Methode, die Caspers dazu anwendet, hat er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Bildungskongresses des Katholischen Schulwerks auf recht anschauliche Weise nähergebracht – eben „Wissen mach Ah!“-like, so dass es alle verstehen konnten.
Immer wenn Caspers etwas in seinen Sendungen erklärt, dann folgt er einem Grundsatz: KISSING! Und dabei meint er nicht, dass man sein Gegenüber küssen soll, wenn man nicht mehr weiterweiß, wie er zunächst scherzhaft behauptete. Nein, KISSING ist die Abkürzung für Keep It Short & Simple … das -ing sagt nur, dass es eine Aktivität ist. Aber das kennt man ja aus dem Englischen… swim – swimming.
„Und für die KISSING-Methode braucht man viel SPUCKE“, erklärte Caspers weiter und schockte die Zuhörer erst einmal mit dem Video eines sabbernden Hundes. Dann folgte aber wie gewohnt die tatsächliche Erklärung.
Das S in Spucke steht für Sachverstand, der immer nötig ist, wenn man etwas erklären will. Wer ihn selbst nicht hat, muss recherchieren. Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Experten die Sache dann in ihrer „Expertensprache“ erklären. „Und da muss man beharrlich bleiben und so lange nachfragen, bis aber auch alle Wörter ‚übersetzt‘ sind“, meinte Caspers.
Jede Erklärung braucht auch ein P wie Publikum und das Thema muss auf das Niveau des Publikums heruntergebrochen werden. „Man muss den Zuhörer dort abholen, wo er ist.“
Und nun zum U! Wer erklärt, muss die Sache, die er erklären will, umdrehen, herumdrehen, aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, denn erst so wird klar, was das eigentliche Problem, das Besondere daran ist. Dadurch bekommt die Erklärung einen Aufhänger, einen Haken, der die ganze Sache spannend macht. Warum haben zum Beispiel alle Wienerwürstchen einen weißen Knick auf einer Seite?
C wie Camouflage – das bedeutet, dass man die eigentliche Erklärung verstecken muss, wie man einem Hund die nötige Medizin in etwas Leberwurst versteckt, rät Caspers.
K steht in dem Wort SPUCKE für KeinePanik (Kein Tippfehler - Ralph Caspers meint das so :-) „Man muss keine Angst vor Fehlern haben, weil Fehler dazu führen, dass man wieder neue Sachen entdeckt“, stellt der Wissen macht Ah!-Moderator fest und erläutert das am Untergang der Wasa (Dabei handelt es sich um ein Schiff und nicht um Knäckebrot) …
Last but not least bleibt noch das E, das für Entertainment steht. „Ich finde, dass es wichtig ist, dass es unterhaltsam ist, dass man Spaß hat, es (das Erklärvideo) zu gucken“, meint der Profi. „Unsere Gehirne sind ja im Grunde so gebaut, dass sie an langweiligen Dingen überhaupt kein Interesse haben. Wenn etwas langweilig ist, dann verschwindet es ganz schnell wieder und deshalb ist es wichtig, dass, wenn man die Sachen präsentiert, man die Leute auch ein bisschen unterhalten kann.“
Vielleicht werden bald alle Lehrkräfte ihren Unterricht mit viel SPUCKE machen und damit das Lernen revolutionieren. Mal schauen …
Text und Fotos: Johannes Geser
2020-02-11 Ge