Diese Woche war die Woche der Interviews für unseren neuen Schulleiter Ludwig Erl. Nachdem ihn schon vier Schülerinnen der Klasse 5b im Rahmen eines Unterrichtsprojektes im Fach Deutsch befragt hatten, bekam Ludwig Erl auch noch Besuch vom "Straubinger Tagblatt".
Ludwig Erl, der aus einer "Schulfamilie" im wahrsten Sinne des Wortes stammt, hatte schon immer den Traum, Schulleiter zu werden. Seine Lehrerkarriere begann vor 15 Jahren an der Ursulinen Realschule und führte ihn über Landshut, Parsberg, Moosburg und Rottenburg an der Laaber nun wieder zurück an unsere Schule.
Wie steht der neue Schulleiter zur Schulform "Realschule"?
Was ist ihm wichtig in seinem neuen Amt?
Diese Fragen und viele mehr beantwortet er im Interview mit dem "Straubinger Tagblatt".
Frau Monika Schneider-Stranninger berichtet:
"Schulfamilie ist ein vielbeschworener Begriff. Bei ihm stimmt er. Ludwig Erl kommt aus einer Schulfamilie. Aus Hadersbach. Der namensgleiche Vater, inzwischen Pensionist, ist Realschul-Lehrer und er selbst ist wie seine beiden Geschwister Lehrer geworden. Der Bruder für Mittelschule, er wie seine Schwester für Realschule. Seine Schwester ist nebenbei die Musikerin Elli Erl. Die Welt ist halt ein Dorf. Und noch ein Kuriosum: Vater Ludwig Erl war von 2000 bis 2008 Direktor der Jakob-Sandtner-Realschule, die bekanntlich nur von Buben besucht wird. Sohn Ludwig Erl (44) ist seit 1. September Direktor der benachbarten Realschule der Ursulinen-Schulstiftung, die nur von Mädchen besucht wird.
Den Fuß in eine Schulleitung zu bekommen, das war schon immer Ludwig Erls Traum. Vor 15 Jahren war er einmal aushilfsweise Lehrer an der Ursulinen-Realschule. Es hat ihm gut gefallen. Dann ist er in den staatlichen Schuldienst zurückgekehrt. Über einen Elternbrief seiner Tochter, die im vergangenen Jahr an der Schule ihre Mittlere Reife absolviert hat, hat Erl zufällig von der vakanten Direktorenstelle erfahren. Und sich um die Nachfolge von Interims-Schulleiterin Schwester Ursula Wagner beworben, die vier Jahre das Realschul-Schiff auf Kurs gehalten hat. Die Schule kannte er ja, als Lehrer und als Elternteil. Kurzum: Erl kam zu Zug.
Die vergangenen elf Jahre war er in Rottenburg an der Laaber tätig, zuvor in Moosburg und Parsberg und im Lehrerseminar war er in Landshut. Erl ist Lehrer für Mathematik und Physik. Er hat sich für das Realschullehramt entschieden. Ganz bewusst. Das Beispiel des Vaters war offensichtlich kein abschreckendes. Im Gegenteil. Und Erl hält die Realschule für eine Schlüsselschule. Sie eröffne alle Möglichkeiten, schwärmt er. Man könne mit Mittlerer Reife eine Lehre machen oder in der Fachoberschule das Abitur ansteuern.
Im zweiten Bildungsweg zum Abitur
Erl ist überzeugt von diesem Schulweg. Kein Zufall, er selber hat das Gymnasium abgebrochen - und eine Lehre absolviert. Als Maschinenbaumechaniker bei Strama. "Mit Lehrzeitverkürzung". Darauf ist er noch heute stolz. Danach hat er auf dem vielzitierten zweiten Bildungsweg an der Berufsoberschule das Abitur nachgeholt und Lehramt studiert. Er sieht seinen Weg aus heutiger Sicht nur als Vorteil. Von den allermeisten Lehrern heißt es ja, sie seien lebenslang zur Schule gegangen. Er hat hingegen auch vom Berufsleben außerhalb der Schule mehr als nur einen Eindruck mitbekommen.
Kein Zufall, dass auch seine beiden Kinder die Realschule absolviert haben. Der Sohn (19) macht gerade eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, die Tochter (16) peilt in der Fachoberschule das Abitur an.
Bisher war Erl in gemischten staatlichen Realschulen tätig, jetzt an einer Mädchenschule mit aktuell 615 Schülerinnen in sechs Jahrgangsstufen und vier Schulzweigen: Mathematik-Naturwissenschaft, Wirtschaft, Französisch sowie Erziehung und Gesundheit. Noch dazu mit einem Orden als Träger. Eine Mädchenschule hat in seinen Augen noch immer Berechtigung. Er ist überzeugt, dass sich Mädchen hier mehr zutrauen, gerade in mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern. Einen Nachteil sieht er nicht, denn vor dem Schultor stünden ja alle Möglichkeiten der Begegnung offen. Das sei nicht anders als an allen anderen Schulen.
Mit beiden Beinen im Leben stehen
Was er mit der Schulphilosophie der Ursulinen verbindet? Junge Frauen dazu zu erziehen und vorzubereiten, mit beiden Beinen im Leben zu stehen und ihre Möglichkeiten zu nutzen, an der Stelle, die sie für sich als richtig erachten. Der Glaube spiele dabei eine Rolle. Und der Anspruch der Gleichberechtigung.
Er weiß überdies zu schätzen, dass die Ursulinen-Schulstiftung alle Klassenzimmer mit Lüftungsgeräten und Smartboards ausgestattet habe und damit mancher staatlichen Schule voraus sei. Erl geht optimistisch davon aus, dass dieses Schuljahr in Präsenz abläuft. Er stellt für die Bewältigung des herausfordernden Schuljahres 2019/20 den Ursulinen ein gutes Zeugnis aus. Gerade angesichts der vielen kurzfristigen Anordnungen vonseiten der Politik, die das Schlimmste gewesen seien.
Er selber definiert sich als "harmoniebedürftig, mit klaren Vorstellungen, aber nicht auf Biegen und Brechen". Arbeit im Team und eine gute Kommunikation sind ihm wichtig. Mit den Kollegen und den Schülerinnen. Bei Problemen sei seine Tür immer offen. Bestenfalls fühlten sich die Schülerinnen an ihrer Schule aber wohl und daheim. Dann gebe es auch kaum Probleme. Den Kopf frei vom Schulleben bekommt Erl in der Familie, auf ausgiebigen Spaziergängen mit Labradormix Nelly und beim Sport - vor allem Tennis und Skifahren."
("Straubinger Tagblatt", 29. September 2021, Text & Foto: Monika Schneider-Stranninger)
Ge 2021-10-01