Gestern vor 333 Jahren – also am 17. Januar 1691 – kamen fünf Klosterschwestern von Landshut nach Straubing, um auch hier Kindern, insbesondere aber Mädchen, Schulbildung zukommen zu lassen. Diesen Geburtstag feiert der Straubinger Konvent der Ursulinen mit einem Festjahr, das gestern eröffnet wurde.
Auch das Straubinger Tagblatt berichtete über dieses Ereignis mit einem Artikel von Dr. Stefan Maier, in dem es viele interessante Details zur Geschichte der Ursulinen in Straubing zu lesen gibt.
Das Straubinger Tagblatt schreibt:
333 Jahre Ursulinen in Straubing
Gäubodenmuseum, Konvent der Ursulinen sowie zwei Fotografen erstellen eine Sonderausstellung
Von Dr. Stefan Maier
Während seit 1631 in Straubing die Jesuiten die Knaben unterrichteten, gab es keine entsprechende Bildungsstätte für Mädchen. Dieser Aufgabe verschrieben sich die Ursulinen, welche sich aus der von Angela Merici (1474-1540) im November 1535 gegründeten „Compagnia di Sant’ Orsola, die Gemeinschaft der heiligen Ursula“, Anfang des 17. Jahrhunderts zu einem Orden entwickelt hatten.
Nachdem sich über Lüttich 1668 in Landshut ein Ursulinenkloster gegründet hatte, wandte man sich an dieses. Nach vierjährigen Verhandlungen machten sich auf Befehl des Kurfürsten Maximilian Emanuel 1691 fünf Ordensfrauen aus Landshut auf nach Straubing, wo sie am 17. Januar 1691 angelangten.
Hierzu vermerkt die Chronistin: „Eine Deputation des Magistrats, der Bürgerschaft, der Geistlichkeit und des Adels ... ist uns bis Pfatter entgegengefahren. In Rain schloss sich eine zweite Begleitschaft von vielen hochadeligen Frauen ... an. Das Volk selbst eilte bis Frauenbrünnl entgegen und unter Vivatrufen der Menge ging es in langem Zuge der Stadt zu. ... Die mit hochfeierlichem Pluviale bekleidete Geistlichkeit erteilte uns Klosterfrauen die Benediktion.“
Die Klosterfrauen versprachen: „Wir werden die Jugenderziehung als das Hauptziel unseres Daseins und als die wesentliche Pflicht unseres Institutes jederzeit betrachten und diese unsere obhandene Schuldigkeit mit ungespartem Fleiße und fortwährendem Eifer getreulich erfüllen.“
So jährt sich am 17. Januar 2024 die Ankunft von fünf Schwestern aus Landshut in Straubing zum 333. Mal. Dieses Jubiläum nimmt der Straubinger Konvent der Ursulinen mit seinen 14 Schwestern zum Anlass, 2024 an seine Geschichte hier in Straubing zu erinnern, wo sie in der heutigen Burggasse ein Haus erwarben. Mit dem Einzug in dieses Haus am 19. März 1691 begann das eigentliche monastische Leben. Bereits am 3. Juni verkündeten die Klosterfrauen vom Beginn ihrer Schule, um am 11. Juni 1691 eröffnet zu werden. 106 Kinder kamen zum Unterricht, die Zahl stieg jedoch rasch auf 200. Auch Zöglinge (Internatsschülerinnen) kamen in den ersten acht Tagen. „Die Armen riefen wir, die Reichen kamen von selbst“, so die Chronistin.
Haus wurde zum Zentralkloster
Bis zur Säkularisierung 1806 verlief die Entwicklung des Klosters und der Schulen positiv. Nach der formellen Aufhebung ihres Klosters im Jahr 1809 lebten die Schwestern weiterhin in Gemeinschaft zusammen. Ihr Haus wurde zum Zentralkloster, „Aussterbekloster“, erklärt und erhielt Zuwachs durch die Ursulinen aus Landshut.
1827 bewilligte König Ludwig I. die Wiedererrichtung des Klosters und der Schulen als öffentliche Unterrichtsanstalt. Schnell gelang der Wiederaufbau von Kloster und Schulen. 1867 eröffneten der Konvent die erste Lehrerinnenbildungsanstalt in Straubing und wenig später das Mädchenlyzeum (das spätere Gymnasium).
Bereits zuvor waren 1858 drei Schwestern in die Vereinigten Staaten aufgebrochen, um in Louisville, Kentucky, ein Kloster zu gründen und dort die Kinder deutscher Auswandererfamilien zu unterrichten. In Straubing selbst hatten die Schwestern bis 1899 ein vielfältiges Schulwesen aufgebaut: eine Pensionatsschule, eine Töchterschule, eine Präparandinnenschule (Lehrerinnenbildungsanstalt) und eine Volksschule. Großen Zuspruch in dem stetig wachsenden Gebäudekomplex entlang von Stadtgraben und Burggasse fand auch die Handelsschule für Mädchen.
1945 eröffneten sie das Internat
Unter dem Hakenkreuz aufgelöst beziehungsweise die Schulen unter weltlicher Leitung weitergeführt, kehrten nach der Befreiung 1945 alle Schwestern ins Kloster zurück und nahmen ihren Dienst wieder auf. Bereits 1945 eröffneten sie das Internat und ein Gymnasium sowie 1947 eine Mittelschule.
Bis 2001 war der Konvent, der in Folge des zweiten Vatikanischen Konzils unter anderem seine strengen Klausurbestimmungen aufheben konnte, Schulträger für drei Privatschulen: Gymnasium (neusprachlich und sozialwissenschaftlich), Mädchenrealschule und Fachakademie für Sozialpädagogik, mit angeschlossenem Internat und Tagesheim sowie einem Kindergarten, ist seit ihrer Gründung im Jahr 2001 die Ursulinen-Schulstiftung Träger eines Gymnasiums, einer Realschule und einer Fachakademie für Sozialpädagogik.
Festgottesdienste und Veranstaltungen
Um jedoch die Schulen aufgrund der kleiner gewordenen, derzeit nur mehr 14 Schwestern zählenden Gemeinschaft zu sichern, wurden sie 2001 in die Trägerschaft der „Ursulinen Schulstiftung Straubing“ übergeben, so dass Schulen weiterhin als „Ursulinenschulen“ geführt werden. So geben 333 Jahre Ursulinen in Straubing die Möglichkeit, einen Lebensstil zu erkennen, der sich dadurch auszeichnet, in dieser Welt anders zu leben.
Dazu erarbeitet das Gäubodenmuseum mit dem Konvent der Ursulinen sowie zwei Fotografen eine Sonderausstellung, die am 11. Juni, 333 Jahre nach Eröffnung der Ursulinenschule, eröffnet wird und bis zum 27. Oktober geöffnet sein.
Die Schwerpunkte der Ausstellung liegen dabei auf den Konvent der Ursulinen und ihrer Geschichte in Straubing. Neben einem der Festgottesdienste am 16. Juni werden Führungen und der eine oder andere Vortrag das stolze Datum begleiten. Auch haben die Schulen der Ursulinen-Schulstiftung, begleitend zur Sonderausstellung, ihre Mitwirkung zugesagt.
Text und Bild: Straubinger Tagblatt (17. Januar 2024)
Ge 2024-01-18