Seit fünf Jahren schon kooperieren die Ursulinen Realschule und das Ursulinen Gymnasium mit der Reitschule Gold in Mitterfels. Beide Schulen bieten das Wahlfach "Reiten" ab der 5. Klasse an. Aktuell sind 33 Schülerinnen regelmäßig auf dem Pferdehof in Mitterfels und lernen dort von A bis Z - von Ausmisten bis Zügel - alles rund um das Pferd.
Da so eine langjährige gute Zusammenarbeit in einem nicht ganz alltäglichen Wahlfach eine Besonderheit ist, berichtete Julia Frank im Straubinger Tagblatt darüber.
Das Straubinger Tagblatt schreibt:
Die Stimmung in der Stallgasse ist ausgelassen. Acht Mädchen der Realschule und des Gymnasiums der Ursulinen haben heute wie jede Woche Reitunterricht in der Reitschule Gold in Mitterfels. Zu zweit putzen und satteln die Schülerinnen jeweils die Pferde. Die Tür zum Büro der Reitlehrer Bertram und Simone Gold steht offen. Wenn es Fragen oder ein Problem gibt, können sich die Mädchen immer an einen der beiden wenden. Die 14 Jahre alte Johanna ist schon seit drei Jahren im Schulsport dabei. Gemeinsam mit Mona, die das Wahlfach erst seit diesem Jahr hat, striegelt sie den Fuchswallach "Lord Locksley". Bei beiden Mädchen war es Zufall, dass das Fach an ihrer Schule angeboten wird - es gibt aber auch viele, die gerade deshalb zu den Ursulinen gehen.
Das Wahlfach "Reiten" kann ab der fünften Jahrgangsstufe belegt werden, aktuell sind es insgesamt 33 Mädchen, die das Angebot in Anspruch nehmen, sagt Reitlehrerin Simone Gold. Vier Tage die Woche kommen Gruppen von etwa acht bis zehn Mädchen, die ebenfalls wieder aufgeteilt werden und nacheinander eine halbe Stunde Unterricht haben. Seit 2018 sind die Ursulinen schon bei der Reitschule Gold. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Für die Schulen ist es eine gute Werbung, weil der Reitsport besonders bei Mädchen sehr beliebt ist. Das Wahlfach "Reiten" ist daher für viele ein großer Pluspunkt bei der Schulwahl. Durch einen Vertrag hat die Reitschule ihre festen Einnahmen, und Eltern müssen für das Fach deutlich weniger zahlen als für eine normale Reitstunde. Außerdem gibt es einen finanziellen Zuschuss durch die Schulen.
Der richtige Umgang ist das A und O
"Am Jahresanfang, wenn viele neu dabei sind, fokussieren wir uns sehr auf die Theorie", sagt Bertram Gold. Dazu gehört zum Beispiel Führen, Putzen, Satteln, aber auch der korrekte Umgang mit dem Pferd. "Die meisten Unfälle passieren gar nicht beim Reiten selber, sondern im Umgang", weiß der Reitlehrer. Daher sei es wichtig, verantwortungsbewusst mit den Tieren umzugehen und die Stallregeln zu kennen. In den ersten Wochen sind die beiden Reitlehrer immer zu zweit da, weil die Jüngeren anfangs noch mehr Hilfe brauchen. Im Laufe der Zeit wird der Ablauf immer selbstständiger, die Älteren können den Anfängern beim Herrichten helfen. Das Miteinander sei sehr wichtig, finden die Reitlehrer. "Beim Schulsport sind wir etwas freier als im normalen Unterricht", sagt Bertram Gold. "Da können wir auch mal einen Tag Voltigieren oder Reiterspiele wie Ballspiele oder Ringewerfen machen." Im Sommer geht es dann auch manchmal zum Ausreiten nach draußen in den Wald: "Die Mädchen sollen vor allem Spaß haben."
Spaß und Pferdewohl stehen an erster Stelle
Gleichzeitig hat natürlich das Wohl des Pferdes Priorität im Betrieb. "Uns ist wichtig zu vermitteln, dass ein Pferd kein Sportgerät ist", erklärt Simone Gold. Die Schülerinnen sollen die Pferde daher viel loben und nicht grob mit ihnen umgehen. Als Belohnung für ihre Arbeit geht es am Ende jedes Schuljahres für die Ursulinen nach Aufroth zum Schulsportturnier, wo die verschiedenen Schulen gegeneinander antreten. "Letztes Jahr hatten unsere Schülerinnen sehr gute Ergebnisse", freut sich Simone. Einige der Schülerinnen, die das Wahlfach haben, sind vorher schon mal geritten, es ist aber auch immer ein großer Teil Anfänger dabei. "Viele Mädchen kommen durch den Schulsport mit dem Reiten erstmals in Berührung. Einige der Schülerinnen bleiben auch dabei, reiten teils zusätzlich noch im normalen Schulbetrieb mit", erzählt die Reitlehrerin. Überwiegend die Jahrgangsstufen fünf bis acht wählen das Fach - wenn der Schulstress durch Prüfungen höher wird, fehlt oft die Zeit. Johanna kommt nächstes Jahr in die neunte Klasse, will aber auch dann noch beim Reiten dabei bleiben. Das Wahlfach kommt bei den Teilnehmerinnen offensichtlich sehr gut an und bietet eine schöne Abwechslung zum Schulalltag.
Auch der Kleinste kommt nicht zu kurz
Während die erste Gruppe reitet, wird das kleinste Pony im Stall geputzt und dann in die Halle geführt. Max ist ein Shetlandpony und wird von Simone Gold liebevoll als "laufender Meter" bezeichnet. Er hat neben einigen Reitabzeichen auch schon Turniere mitgemacht. Aufgrund seiner Größe ist es jedoch oft schwierig, einen passenden Reiter für ihn zu finden. Trotzdem hat er immer genügend Beschäftigung: Die Mädchen können ihn selbstständig fertigmachen und ihn anschließend in der Halle bespaßen. Hinter der Abteilung herlaufen, longieren oder Kunststücke üben - Max macht alles meist brav mit. Das kleine Pony darf man aufgrund seiner Größe aber nicht unterschätzen, es haut nämlich auch gerne mal ab. "Manchmal sieht man während der Reitstunde erst Max durch die Stallgasse laufen und dann ein Mädchen, das ihm hinterherrennt", erzählt Bertram Gold lachend. Keine ungewöhnliche Situation, daher sind die Türen nach draußen zu, sodass der Ausreißer nicht weit kommen kann.
Text und Foto: Julia Frank (in Straubjnger Tagblatt, 01.02.2024)
Ge 2024-02-01